IT or not to be?

Nichts ist so sicher wie der Wandel – das gilt heute mehr denn je. Die Pharmaindustrie befindet sich wie auch das gesamte Gesundheitswesen aufgrund diverser externer Einflussfaktoren im Umbruch. Insbesondere die Rolle des Patienten hat sich entscheidend verändert: Das Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen steigt und mit ihr die Zahlungsbereitschaft „jung und gesund“ zu bleiben. Gleichzeitig erlauben es mobile Endgeräte und Social Media, die eigene Gesundheit jederzeit und von überall im Blick zu behalten, auf Gesundheitsinformationen zuzugreifen und sich mit anderen auszutauschen, was die Patienten immer mündiger macht.

Das digitale Zeitalter versetzt den Einzelnen in die Lage, noch aktiver Einfluss auf seine Therapie zu nehmen und bietet gleichzeitig den Marktteilnehmern die Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Statt nur Medikamente zu entwickeln und zu verkaufen bietet sich für die Pharmaindustrie die Möglichkeit, durch die gezielte Vernetzung im Gesundheitswesen (zum Beispiel mit Krankenhäusern, Ärzten und vor allem Patienten) durch Mehrwertdienstleistungen und –produkte sowie mithilfe völlig neuartiger Geschäftsmodelle zusätzliches Wachstumspotenzial zu generieren.

Darüber hinaus werden Märkte wie die BRIC-Staaten durch Wirtschaftswachstum und Stagnation in den tradierten Regionen zu immer attraktiveren Zielmärkten. „Wachstum in BRIC-Staaten“ als Vision ist das eine, ganz zu schweigen von der Frage, wie sichergestellt werden kann, dass beispielsweise 70 oder 80 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu den eigenen Medikamenten hat. Wie aber gestalten wir den Weg dorthin? Wie sollte ein Produktionsstandort vor Ort aussehen? Einfaches „copy-paste“? Wie lassen sich zunehmend komplexere Produktionsnetzwerke auslasten und steuern und wie die hohe Anzahl an Lieferanten managen – insbesondere wenn man den Fremdproduktionsanteil auf deutlich über 50 Prozent steigern will? Hier kann IT eine Schlüsselrolle übernehmen – hin zum „real-time Enterprise“ und ständiger Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette – auch und insbesondere über die Unternehmensgrenzen hinweg.

Das Zusammenwachsen von Diagnostik und Pharma sowie Fortschritte in Gen- und Biotechnologie läuten das Zeitalter der „Personalisierten Medizin“ ein. Nicht ganz neu, aber doch stark wachsend. Wie sieht die unternehmensinterne Umsetzung beziehungsweise Veränderung aus? Wie lassen sich F&E und Produktion besser verbinden, wie ein Up-Scaling beschleunigen, wie Continuous Manufacturing und Quality-by-Design umsetzen? Auch bei diesen Fragen wird die IT eine maßgebliche Rolle spielen.

Vor dem Hintergrund der diversen externen und internen Einflussfaktoren, können IT-Lösungen für viele Marktteilnehmer den entscheidenden Unterschied machen, denn sie bieten enorme Effizienzpotenziale. Technologien rund um Cloud Computing, Big Data oder Realtime Enterprise eröffnen die Chance, große Datenmengen besser und in Echtzeit zu analysieren sowie zu kombinieren und Schlussfolgerungen mit substanziellem Mehrwert daraus zu ziehen. Sie werden künftig von zentraler Bedeutung sein, wenn es darum geht Versorgungsengpässen vorzubeugen, performanter zu werden oder einfach nur Kosten zu reduzieren.

Welchen Beitrag IT für die Pharmaindustrie leisten kann, um mit den Patienten Schritt zu halten, neue Wachstumsmärkte nachhaltiger auszuschöpfen, medizinischen Fortschritt in Produkten und Produktionstechnologien umzusetzen und zugleich überall im Unternehmen Kosten zu senken, das lesen Sie in dieser und den kommenden Ausgaben von TechnoPharm. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und hoffe, dass Sie wertvolle Anregungen daraus gewinnen können.

Autor

TechnoPharm 2012, Nr. 5, Seite 305